zum 2. Advent

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehren einziehe. Ps. 24.

Maria steht zwischen Tür und Angel, zwischen drinnen und draußen, zwischen gestern und heute. Sie ist umgeben von einer Fülle möglicher Einsichten und Durchblicke. Sie wendet all dem den Rücken und sich zu dem vor ihr knieenden und segnenden Boten hin. Sie ist zugewandt und dennoch verhalten, schaut weder zu dem Engel, noch richtet sie den Blick nach außen auf den Betrachter. Sie rennt ihm nicht entgegen und reißt nicht die Arme hoch.

Maria ist in sich gekehrt und blickt auf den Boden. Sie ist Inbegriff des demütigen Menschen. Human kommt von Humus – Erde. Die zukünftige Mutter Gottes bringt das Göttliche zur Welt, weil sie sich abwendet von weltlicher Zerstreuung und zugleich hinwendet zur Erde, von der sie genommen wurde.

Ihre Haltung signalisiert Einkehr. Damit macht sie sich empfangsbereit für das Göttliche, das aus Gottes Hand in Gestalt einer Taube vom Himmel herniederschwebt.
Das Bild von Francesco del Cossa von 1470/72 ist eine Art umgekehrter Adventskalender mit verschiedenen Türen und Fenstern, die nicht zu öffnen sind. Ihre Betrachtung kann uns lehren, in der Einkehr Umkehr zu finden.

Ein Sprichwort lautet: „Wo Gott dir eine Tür zuschlägt, öffnet er dir ein Fenster.“ Vielleicht gilt auch umgekehrt, um für IHN die Türen und Tore zu öffnen, ist es nötig auch Fenster zu schließen. Sich zurückzuziehen, das Alleinsein zu suchen. Nicht überall zu sein und alles und noch mehr gleichzeitig zu tun. Advent ist Fastenzeit, Zeit leer zu werden und Dinge sein zulassen.

22 Adventslieder gibt es in unserem Gesangbuch.
An jedem Tag der Adventszeit im stillen Kämmerlein bei einer Kerze eines zu singen oder zu lesen ist ein guter Weg bereit zu werden für das Kommen des Christuskindes in unsere Menschenwelt.
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich, der Heil und Leben mit sich bringt, derhalben jauchzt, mit Freuden singt: gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich von Rat.“ Dies ist der Anfang des Reigens, der in den Kanon mündet: „Nun sei uns willkommen, Herre Christ, der du unser aller Herre bist, willkommen auf Erden.“

Eine gesegnete Adventszeit wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Ute Schollmeyer